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Ab heute beschloss er, Bleistift und Papier immer bei sich zu haben. Fein säuberlich steckte er die Utensilien in sein graues Sakko. Alles, was ihm über den Weg lief, schrieb er nieder. Ein Kind, das über die Straße lief, schrieb er nieder. In der großen Stadt oben, wie er immer sagte, dort lief ihm einmal Peter Handke in Gummistiefeln über den Weg. Das schrieb er nieder und fragte ihn, ob er der Handke sei oder nur die Kopie, und schrieb es nieder. Dieser antwortete nicht und ging weiter. Schneider schrie und schrieb es ihm hinterher! Sie sind nicht der Handke! In der Stadt mit Gummistiefeln herumgehen, macht der echte Handke nicht! Und Schwammerl brauchen Sie schon gar nicht suchen. Durch die harten Pflastersteine wachsen sie nicht durch. Auch das schrieb er nieder. Da drehte sich der Handke dann doch um, ging auf Schneider zu und fragte ihn, was sind Schwammerl, mein Herr? Auch das schrieb Schneider nieder. Schreibend spazierte er weiter durch die Stadt, auch das schrieb er nieder. Bis zum Riesenrad verschlug es ihn! Den Thomas Bernhard wollte er dort treffen, mit ihm Holz fällen und im Kübel Beton anrühren. Das schrieb er auch nieder. Nirgends konnte er ihn finden. Der Frost ist da, fiderallala, sang er. Auch das schrieb er nieder. Nun war Schneider Schriftsteller.

aus Hubert Hutfless "Schneider fliegt - Ein Versuch in 145 absurden Geschichten"
edition lex liszt 12, 2019 - ISBN: 978-3-99016-166-1 € 18,00